Josef Oesterschlink im Ruhestand

Nach 50 Jahren ist Schluss: Josef Oesterschling verkörpert die Volksbank in Varensell. Insgesamt 46 Jahre war der Neuenkirchener für die heimische Kreditgenossenschaft im Klosterdorf tätig

Josef Oesterschlink 

Juhu, endlich im Ruhestand

aus www.die-glocke.de
 

Rietberg (gl). Alles begann mit einem Banküberfall: „Fahr mal nach Varensell und vertritt den Kollegen dort. Der ist gerade überfallen worden und kann heute nicht mehr weiterarbeiten.“ Josef Oesterschling kann sich noch gut an die Worte seines damaligen Chefs Ludger Grönebaum erinnern. Der frischgebackene Bankkaufmann, gerade 19 Lenze jung, tat wie ihm geheißen. Er stieg in seine BMW-Isetta, tuckerte ins Nachbardorf und kümmerte sich von da an als „Mann von der Spadaka“ um die finanziellen Angelegenheiten der Varenseller. Nach exakt 50 Jahren im Beruf – davon 46 Jahre im Klosterdorf – steht Josef Oesterschling jetzt vor einem neuen Lebensabschnitt: Er ist zum 1. April in den Ruhestand getreten.

Von vielen seiner Kunden hat sich Oesterschling bereits per Handschlag verabschiedet. Persönlich kennt er sie alle. Mit den meisten ist er per Du. Oesterschling spricht die Sprache der Menschen vor Ort – gern auch das lokale Platt. Kontonummern hat er zum großen Teil im Kopf. Und beim Gang durch die Straßen zeigt er immer wieder auf Häuser, an deren Finanzierung er mitgewirkt hat. Obwohl er selbst privat in Neuenkirchen zu Hause ist, bekennt Josef Oesterschling: „Irgendwie bin ich in all den Jahren doch ein Varenseller geworden.“ Das dürften nicht nur die Bankkunden gern aus seinem Munde hören, sondern auch die Schützen der Varenseller Bruderschaft St. Benediktus, wo Oesterschling seit vielen Jahren Mitglied ist.

Und so hat der 65-Jährige in diesen Tagen mit eher gemischten Gefühlen seinen Arbeitsplatz als langjähriger Leiter der Volksbank-Filiale geräumt. „Ich freue mich darauf, künftig über mehr freie Zeit verfügen zu können. Doch der enge persönliche Kontakt zu Mitgliedern und Kunden wird mir fehlen.“ Als 14-jähriger Schulabgänger träumte Josef Oesterschling einst von einer Karriere als Radio- und Fernsehtechniker. Dass daraus ein halbes Jahrhundert in der genossenschaftlichen Kreditwirtschaft wurde, stimmt ihn kein bisschen traurig. „Ich habe immer Freude an meinem Beruf gehabt“, sagt der verheiratete Vater eines erwachsenen Sohns. Und weiter: „Wenn ich heute meine Berufswahl treffen müsste – ich würde mich wieder für den Bankkaufmann entscheiden.“

Neuer erster Mann der Volksbank in Varensell ist Oliver Lubitz. Der 45-jährige Bankfachwirt aus Wadersloh war zuletzt Leiter der Rietberger Commerzbank-Filiale.