Bürgerversammlung im Klosterdorf

„Ja, wir machen mit.“ Die Varenseller können sich vorstellen, sich an einem neuen Supermarkt zu beteiligen.

„Tante-Emma-Laden“ ist Alternative zu Frischmarkt

(aus www.die-glocke.de)

 

Rietberg-Varensell (bv).

Wenn alle Varenseller es wollen, könnte im Klosterdorf schon bald ein „Tante-Emma-Laden mit High-Tech-Charakter” entstehen.

Wie es funktionieren kann, hat jetzt Christian Klems im Rahmen einer erneuten Bürgerversammlung mit mehr als 200 Teilnehmern am Beispiel des DORV-Zentrums in Barmen erläutert.

Engagierte Diskussionsteilnehmer: (v. l.) Günter Heidemann (Bezirksregierung), Ortsvorsteherin Anneliese Schulte-Döinghaus, Wilhelm Gröver (Kreis Gütersloh), Christian Klems (Projektleiter DORV-Zentrum Barmen) und Jörn Frensemeier (Stadt Rietberg).

Im Vorfeld der Schließung des einzigen Lebensmittelmarkts in Varensell war im Rahmen einer ersten Bürgerversammlung im Juli eine Arbeitsgruppe mit dem Auftrag gebildet worden, neue Möglichkeiten und Wege einer gesicherten Nahversorgung zu finden.

Das vorgestellte Modell „DORV-Zentrum“ (Dienstleistung und ortsnahe Rundum-Versorgung) bezeichnete Ortsvorsteherin und Sprecherin der Arbeitsgruppe Anneliese Schulte-Döinghaus in der „Sicherung der Lebensqualität unseres Dorfes“ als „zurzeit alternativlos“.

Christian Klems, Projektleiter des DORV-Zentrums Barmen, das als beispielhaft für ganz Europa gilt und als mehrfach ausgezeichnetes Modell inzwischen in zehn weiteren Dörfern erfolgreich umgesetzt wurde, sieht in Varensell „eine gesunde, homogene Struktur, in der so ein Projekt gut denkbar ist“.

Die Idee ist einfach. Mit Hilfe von Anleihen, die vom Bürger erworben werden (ohne Rendite), wird unter einem Dach ein passgenaues Angebot geschaffen, das sowohl Lebensmittel des täglichen Bedarfs, aber auch Dienstleistungen und bürgernahe soziale Bereiche umfassen kann.

Klems: „In Barmen schreiben wir mit bis zu 250 Kunden am Tag und einem Jahresumsatz von 450 000 Euro mittlerweile schwarze Zahlen.“ Denn: „Wenn Sie sich mit Ihrem Privatvermögen beteiligen, haben Sie schließlich auch ein Interesse daran, dass der Laden läuft.“

Zur weiteren Vorgehensweise im Klosterdorf wurde Folgendes festgehalten: Mit Hilfe eines vom Arbeitskreis entwickelten Fragebogens erfolgt zunächst eine gründliche Bedarfsanalyse. „Die Bürger stimmen quasi darüber ab, welche Strukturen in Varensell geschaffen werden sollen“, sagte Klems. Zudem erfahre man so, wie die Varenseller zu dem Vorhaben stehen und wie viel Muskelkraft, Engagement oder finanzielle Mittel sie in einen eigenen Laden einbringen wollen.

Letztlich entscheide der Bürger auch darüber, ob und wie es weiter geht.

Eine Auswertung aller Ergebnisse liege im nächsten Frühjahr vor. Für die komplette Bedarfsanalyse entstehen Kosten zwischen 3000 und 6000 Euro. „Die Finanzierung ist noch nicht gesichert, aber es gibt möglicherweise einen Fördertopf“, sagte Schulte-Döinghaus.